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Florian Lehner

David schlägt Goliath in verrücktem Cup-Spektakel!

Aktualisiert: 7. Okt.

Lange Führung der Platzherren. Vermehrte Angriffe der Gastmannschaft. Druckphasen. Entlastungsangriffe. Eine dramatische Schlussphase geprägt von Leidenschaft, Teamgeist & Siegeswillen. Verlängerung. Penaltykrimi. Und zum Schluss ausgelassener Jubel. Das Cupspiel gegen den höherklassigen FC Wängi hatte alles, was das Fussballerherz begehrt.



Im Wiederholungsspiel der 2. Vorrunde im Schweizer Cup wurde sogleich klar, dass der FC Wängi, der in der letzten Begegnung mit dem SCB ohne Torerfolg geblieben war, offensiver und mit mehr Druck nach vorne auftreten wollte. Bereits in der Startphase wurde nochmals ein höheres Tempo angeschlagen, als in der Regenschlacht eine Woche zuvor. Die Bronschhofner standen defensiv aber einmal mehr sehr konzentriert und machten die Räume eng, so dass die Gäste vermehrt mit weiten Bällen agierten. Die Konsequenz der angriffslustigen Strategie der Wängener zeigte sich auf der anderen Seite in einigen Möglichkeiten für den SCB schnelle Konter zu starten. Der Aussenseiter liess sich dadurch keineswegs nur hinten rein drücken, sondern setzte seinerseits immer wieder Akzente im Angriff (u.a. 10. gefährlicher Freistoss Flammer, 17. Torschuss Näf).


Nach einer halben Stunde ergab sich ein munteres hin und her an Offensivaktionen, wobei die Defensivreihen beider Seiten meist nur wenig Gefahr aufkommen liessen – mit Ausnahme der 29. Minute: Da bekam Sandro Bortoluzzi den Ball nahe der Grundlinie zugespielt und setzte zu einem sensationellen Sololauf an. Mit schnellen Körpertäuschungen liess er im Sechzehner gleich zwei Gegenspieler aussteigen und schoss die Kugel schliesslich kaltblütig in die weite Ecke zur vielumjubelten Führung. In der Folge drückte Wängi wieder konsequenter nach vorne und kam kurz vor der Pause zu ihrer besten Ausgleichsmöglichkeit: Nach einem Seitenwechsel und einer perfekt getimten Flanke kam ein gegnerischer Angreifer völlig alleinstehend zum Kopfball. Allerdings war neben der Verteidigung auch der Stürmer ziemlich überrascht von der scharfen Hereingabe, so dass er den Ball über die Latte setzte.


Zu Beginn der zweiten Halbzeit übernahm der Zweitligist deutlich das Spieldiktat und kam immer wieder zu Schussgelegenheiten oder Freistössen aus dem Halbfeld. Die Abschlussversuche waren jedoch meist zu ungenau und die Flanken oft die Beute von Torhüter Hagmann, der klar die Lufthoheit in seinem Strafraum innehatte. Der SCB konzentrierte sich mit dem 1:0 im Rücken zunehmend auf die Abwehrarbeit, schuf sich aber mit Entlastungsangriffen immer wieder Verschnaufpausen zur Neuordnung.


Je länger das Spiel dauerte, desto häufiger hörte man auf dem Platz Nachfragen an den Schiedsrichter bezüglich der verbliebenen Spielzeit. Noch 10 Minuten: Ein Wängener Stürmer schoss den Ball am Tor vorbei nachdem er sich zwischen zwei Verteidigern durchgetankt hatte. Noch 7 Minuten: Die eingewechselten Tedesco und Hanselmann konnten den Ball zusammen mit dem aufopferungsvoll kämpfenden Nater lange Zeit bei der gegnerischen Eckfahne halten. Noch 4 Minuten: Die freudige Erwartungshaltung der Zuschauer und Ersatzbank stieg weiter. Der Schlusspfiff lag in der Luft. Noch 2 Minuten: Der Schock! Es ist doch noch passiert...


Im Anschluss an mehrere unglückliche Aktionen auf der linken Defensivseite setzte sich ein gegnerischer Stürmer durch und schoss den Ball schlagartig in die nahe Torecke. Sowohl der herbeigeeilte Brunner, der versuchte sich in den Ball zu werfen, als auch der überraschte Hagmann kamen zu spät und die Kugel fand aus spitzem Winkel ihren Weg ins Netz des Gastgebers – Ausgleich zum 1:1. Zu allem Übel nutzte ein Gegenspieler die kurzzeitige Verunsicherung der Bronschhofner in der letzten Minute der regulären Spielzeit voll aus, überwand das Mittelfeld und lobte den Ball in den Sechzehner. Für einmal waren sich Verteidigung und Torhüter uneinig und so prallten Brunner und Hagmann, beide um Klärung der Situation bemüht, ineinander und der Ball fiel vor die Füsse eines Wängener Stürmers, der den Doppelschlag perfekt machte indem er ins leere Tor zum 1:2 einschob.


Das Märchen schien ausgeträumt. Innert weniger Minuten verschenkte der SCB einen sicher geglaubten Sieg. Mit dem Mute der Verzweiflung stürmte das Heimteam noch ein letztes Mal nach vorne. Im Gerangel, das bei dem Kampf um die weite Flanke von Bronschhofens Schlussmann entstand, gingen zwei Spieler zu Boden und der Schiedsrichter entschied auf Foul des Verteidigers – ein viel diskutierter, umstrittener und schliesslich folgenschwerer Entschluss. Tanam Hagmann schnappte sich den Ball, um den Freistoss am Rande des Strafraums auszuführen und hämmerte diesen schliesslich in bester „Chilavert-Manier“ in die rechte Torecke. Ausgleich in letzter Sekunde.


In der Verlängerung machte Wängi den frischeren Eindruck und hatte ein deutliches Plus an Ballbesitz. Ein Pfostenschuss in der 105. Minute sollte aber die einzige wirklich gute Gelegenheit bleiben, zumal Bronschhofen mit einer kämpferischen Teamleistung dagegen hielt. Obwohl manche Spieler mittlerweile am Limit ihrer Kräfte angelangt waren oder mit schmerzhaften Verletzungen zu kämpfen hatten (Heer: gebrochene Hand; Nater: angerissener Ellenknochen), zeigte sich die Mannschaft von Urs Stauffacher als geschlossene Einheit, in der jeder bereit war allfällige Fehler seines Mitspielers auszubügeln


So war der Schlusspfiff nach 120 Minuten eine Erleichterung und die Spieler freuten sich regelrecht aufs bevorstehende Elfmeterschiessen – man hatte schliesslich nichts zu verlieren. Leider setzte Hagmann gleich den wichtigen ersten Penalty an den Aussenpfosten und der SCB geriet erneut in Rückstand. Joel Hanselmann machte es besser und versenkte den Ball sicher im Netz trotz Psychospielchen vom Torhüter und den gegnerischen Fans. Die Spannung noch weiter erhöhen wollte scheinbar Lucca Kaiser: Sein Schuss schien bereits in den Armen des Goalies zu landen, als er noch knapp durchrutschte zum erneuten Ausgleich.


Nachdem auch Luca Cavegn keine Nerven zeigte und seinen Elfmeter souverän versenkte stieg der Druck für den nächsten Schützen des FC Wängi, der prompt an Hagmann scheiterte. Weil auch Cristian Tedesco problemlos mit der Verantwortung zurechtzukommen schien und seinen Elfer verwandelte, war der SCB aufs Neue nur wenig entfernt von der Sensation. Tanam Hagmann, der sich von Beginn an ein Elfmeterschiessen gewünscht hatte, zeigte zum zweiten Mal seine Stärken im Direktduell mit dem Gegner und hielt den letzten Strafstoss. Daraufhin brachen alle Dämme: Die Mannschaft jagte ihrem im Jubel davoneilenden Torhüter über den gesamten Platz nach, bis sie ihren Matchwinner schliesslich einholte zum gemeinsamen Feiern dieses wohl unvergesslichen Cup-Spiels.


Dem SC Bronschhofen gelingt damit als Underdog ein weiterer grosser Coup gegen einen höherklassigen Kontrahenten und der Einzug in die 4. Vorrunde des Schweizer Cups (Freilos in der 3. Runde). An dieser Stelle möchten wir uns auch für die zahlreiche Unterstützung von Fans & Freunden bedanken, die ein solches Spiel erst zu einem aussergewöhnlichen Event werden liessen. Wir hoffen Ihr sorgt bei den nächsten Heimspielen für ähnlich gute Stimmung.


 

Videos zum Geniessen:


Last-Minute-Ausgleich durch Tanam Hagmann



Elfmeter-Treffer von Luca Cavegn



Entscheidung im Elfmeterschiessen: Tanam hält!



 

SC Bronschhofen (4.) – FC Wängi (2.) 2:2 (1:0) n.V., 4:3 i.E.

29. Bortoluzzi 0:1.

88. Tor Wängi 1:1.

89. Tor Wängi 1:2.

93. Hagmann 2:2.


Elfmeterschiessen:

Hagmann X (Pfosten)

Hanselmann O Kaiser O

Cavegn O Tedesco O

(Schützen des FC Wängi: O, O, O, X, X)


Aufstellung SCB: Hagmann; Ott (74. Cavegn), Brunner, Lehner, Heer; Ludolini (66. Tedesco), Flammer, Kaiser, Näf; Bortoluzzi (61. Hanselmann), Nater


Aufstellung FC Wängi: Meiler, M.Sandmeier, Gantenbein, Angst, Vetter, Böhi, Rodel, Wiesmann, Germann, Votta, Düring

Einwechslungen: S.Sandmeier, Haag, Bommer




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