Der Cup-Wettbewerb lebt von Gegensätzen und von Überraschungen. Nie war die Affiche "David gegen Goliath" derart präsent und derart erfolgreich wie in der Saison 2011/12, als 4.Ligist Bronschhofen kurz vor dem Hauptrunden-Coup stand.
In der 4. Liga ging der SCB dank qualitativ starkem Kader stets als Favorit auf den Platz. Im Cup sah dies anders aus. Die Bronschhofer bekamen es in jeder Runde mit höherklassigen Gegnern zu tun. Die Rolle des unterschätzten David gegen den übermächtig scheinenden Goliath war für die Truppe von Trainer Urs Stauffacher eine willkommene Abwechslung und ein Highlight neben dem Liga-Alltag.
1.Vorrunde: Souverän gegen Münsterlingen
In der ersten Runde wurden die Rollen gegen Drittligist Münsterlingen (Matchbericht) komplett getauscht. Der SCB überstand eine erste Druckphase des Gegners und traf durch Kayserilioglu zum 1:0 Pausenstand. Defensiv sattelfest und offensiv gefährlicher folgten in Halbzeit zwei die Tore von Hanselmann, Bortoluzzi und Nater zum deutlichen Endstand von 4:0.
2.Vorrunde: Wahnsinn gegen Wängi
Der zweite Gegner, der FC Wängi (Matchbericht), war als etabliertes 2.Liga-Team eine weitaus grössere Hürde. In einer intensiven, aber Torchancen-armen Partie war die SCB-Devise klar: die Null muss so lange wie möglich stehen. Dieser Plan ging äusserst erfolgreich auf, bis das Wetter sich einmischte. Starke Regenfälle und Blitzgefahr sorgten für den Spielabbruch in der 75. Minute beim Stand von 0:0.
Das Wiederholungsspiel (Matchbericht) eine Woche später war auf dem Papier ein klarer Nachteil für den Unterklassigen: nochmals würde er vom 2. Ligisten kaum unterschätzt werden. Es sollte ein Spektakel-Abend par excellence werden. Ein regelrechtes Drama, wie es nur der Cup schreiben kann.
Denn Bronschhofen stellte die Offensive des klaren Favoriten abermals vor enorme Probleme. Und mehr noch: das Traum-Solo von Bortoluzzi zum 1:0 schien lange zum "game winning goal" zu avancieren. Doch Wängi gelang nur Minuten vor Schluss der erschütternde Doppelschlag zum 1:2.
Statt des bitteren Ausscheidens gelang dem SCB tatsächlich noch der Ausgleich. In der 93. Minute. Durch einen direkt verwandelten Freistoss. Getreten von Torhüter Hagmann. Die erzwungene Verlängerung war intensiv und das Penaltyschiessen erneut dramatisch, ehe die Bronschhofer schliesslich jubeln durften.
Daher die Empfehlung: Kompletter Matchbericht inklusive Videos der entscheidenden Szenen, u.a. der Last-Minute-Ausgleich:
Zwischenrunde: Verlängert gegen Sirnach
Nochmals ein 2.Ligist auf dem Ebnet. Dieses Mal der ungeschlagene Tabellenführer Sirnach (Matchbericht). Und einmal mehr überzeugten die Bronschhofer Underdogs besonders durch ihre beherzte Abwehrarbeit. Die Null stand hinten und vorne gelang dem SCB beinahe der "Lucky Punch" in der Nachspielzeit.
In der Verlängerung wurde der SCB besser, zumal er in Überzahl agieren konnte – dies nach Platzverweis (84.) eines Sirnachers, der Jahre später zum Bronschhofer Erfolgsspieler/-trainer mutieren sollte. Zängerle traf zum 1:0 (104.), 5.Liga-Goalgetter Dudli zum 2:0 und Bortoluzzi setzte der Partie mit dem schönsten Angriff des Abends zum 3:0 die Krone auf.
¼-Final: Aus gegen Amriswil
Das Überwintern im Cup in diesem starken Feld ist als 4.Ligist natürlich überragend. Aber wer so weit kommt, will natürlich auch noch die letzten 2 Hürden* überwinden, für den Traum der Cup-Hauptrunde.
(*Offiziell war es der Viertelfinal, aber da zu dieser Zeit 2 Hauptrunden-Tickets ausgespielt wurden, waren die beiden Halbfinal-Sieger direkt qualifiziert. Das eigentliche Finale wurde nicht ausgespielt.)
Gegner Amriswil (Matchbericht), ein weiteres 2.Liga Spitzenteam, wurde auf dem Ebnet mit grosser Zuschauerunterstützung alles abverlangt. Wieder blieb das 0:0 lange bestehen. Doch diesmal fehlte das letzte Quäntchen. Ein flacher Weitschuss von Maag (76.) entschied die Begegnung. Obwohl Amriswil besser war, fühlte sich das Out durch ein einziges, eher "unerzwungenes" Tor äusserst bitter an.
Im Rückblick bleibt die Erinnerung an eine starke Cup-Saison, in welcher der SCB als "David" ganz kurz vor der grossen Sensation stand. Zudem half der langersehnte Aufstieg als "Trösterli".
Übrigens: Der FC Amriswil wurde seiner Favoritenrolle gerecht und gewann danach das "Finale" gegen den FC St. Margrethen mit 6:1. Der Lohn war ein Spiel gegen den Schweizer Meister FC Basel mit Alex Frei, Mo Salah und Fabian Schär am 15.09.12 auf dem Tellenfeld. Endstand 1:6 (0:4).
Berichte: Florian Lehner
Fotos & Video: z.V.g.
Eine von vielen Geschichten aus 50 Jahren SCB
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